
Hallo zusammen, heute möchte ich über meine neu gefundene Liebe zur Plein Air Malerei, also zum draußen Malen berichten. „En plein air“ ist französisch für „draußen“. Im Deutschen sagt man auch Freilichtmalerei, aber online kommt man mit Plein Air definitiv weiter. Es gibt eigentlich keinen Landschaftsmaler, der nicht selbst, vor Ort, in der Landschaft malt. Aus gutem Grund! Oder eigentlich aus vielen, guten Gründen!
Warum draußen Malen?
Draußen zu malen, kann sehr umständlich sein. Deshalb möchte ich die Gründe voranstellen, warum es dennoch eine tolle Idee ist.
Von 3D zu 2D
Grundsätzlich ist es sinnvoll, hilfreich und sehr lehrreich das Objekt, das man malt, in Echt zu sehen (wo das möglich ist). Das gilt für Portraits, wie Stillleben und für Landschaften. Anders als bei einem Foto muss man die Herausforderung aus einer 3D Realität ein 2D Bild zu machen, selbst meistern. Fotos sind nett, aber einfach nicht das Gleiche (siehe auch Beitrag zum Motive und Vorlagen finden).
Licht und Farbe
Hauptsächlich geht es beim Verstehen und Analysieren einer Szene um Licht und Farben. Licht und Farben sind trügerisch in Fotos. Insbesondere bei aktuellen Smartphone-Kameras, die ohne Zutun mit etwas automatischer Bildbearbeitung die Fotos „verbessern“. Außerdem kann eine Kamera manche Farben schlicht nicht richtig erfassen.
Dazu kommt, dass Licht und Farbe gerade draußen keine Konstanten sind. Es geht also auch ums schnelle Verstehen und Malen, bevor alles wieder anders ist. Zwischen den beiden Bildern unten sind 45 Minuten vergangen. Selbst im Foto kann man die Auswirkungen auf die Szene noch erkennen.


Gefühl und Heimat
Es geht auch um Eindrücke und das Gefühl, das man in einer Umgebung hat und in das Bild hineintragen möchte. Ich male das Münsterland schließlich, weil ich es wunderschön finde. Es ist mein Zuhause. Die Tiere, Pflanzen, Gebäude und die Aufteilung der Landschaft erzeugt mein Gefühl von Heimat.
Frische Luft
Außerdem bin ich gerne in dieser Landschaft unterwegs. Auch wenn ich nicht male, kann ich mich an Enten, Rehen und Bäumen nicht satt sehen. Die frische Luft und die Bewegung tun ebenfalls gut. Es ist ein tolles Gesamtpaket.
Was brauche ich?
Eigentlich ist es wichtiger zu fragen „Was brauche ich nicht?“.
Wenig mitnehmen
Ich trage nicht gern viel mit mir herum. Je mehr Zeug ich mitnehme, desto umständlicher wird das ganze Unterfangen. Das gilt insbesondere für Kunstmaterial. Ich habe schnell ein schlechtes Gewissen, wenn ich nicht benutzt habe, was ich mitgenommen habe. Weniger Zeug, weniger schlechtes Gewissen. 😆
Lernen und Wohlbefinden
Vielleicht muss ich gedanklich noch einen Schritt zurück gehen. Welche Ziele verfolge ich draußen eigentlich? Oben stehen einige gute Gründe für die Plein Air Malerei. Und diese Gründe bedienen eigentlich zwei Zwecke: Lernen und Wohlbefinden. Für mich gibt es auch keine anderen Zwecke. Ich möchte mich nicht damit stressen, ein großartiges Bild zu malen. Ich male keine Gemälde für den Verkauf oder meine Wand. Nicht draußen. Ich lerne und genieße. Und dann male ich die Szene nochmal zuhause, in Ruhe und ohne Angst das Bild zu verknicken. Da kann ich nutzen, was ich gelernt habe.
Was packe ich also ein?
Ich male mal mit Gouache und mal mit Aquarell. Ich entscheide zuhause, was ich nutzen werde, denn mein Material ist besonders bei den schweren Dingen Papier und Farbe unterschiedlich.
Für beide brauche ich Wasser, Pinsel und Kram:
- Eine alte, ausgemusterte Wander-Wasserflasche aus Kunststoff, gefüllt mit sauberem Wasser
- Ein zweiter Behälter zum Wassertauschen
- Ein Wasserbehälter mit zwei Kammern und Deckel, um vor Ort die Pinsel aufzuladen und auszuspülen
- Meine selbst zusammengestellte Pochadebox / Feldstaffelei bestehend aus:
- Kamerastativ
- Holzbox mit Kamerastativadapter, um darauf Malmaterial und Skizzenbuch abzulegen
- Ein großer Rundpinsel („groß“ für A5 Bilder)
- Ein großer Flachpinsel für gerade Strukturen und harte Kanten („groß“ für A5)
- Ein kleiner Rundpinsel für Details zum Schluss
- Baumwolltuch/altes T-Shirt
- Küchenrolle fürs ganz Grobe
- Ein Bleistift für Notizen und Skizzen (aber kein Radiergummi 🙂)
- Klammern, damit das Papier nicht samt noch feuchtem Bild herumfliegt
Aquarell:
- Aquarellskizzenbuch, Zellulose oder 25% Baumwolle, Cold-Pressed
- Kleiner Aquarellfarbkasten, 12 halbe Näpfe bzw. 6 ganze Näpfe
- Tuschestift / wasserfester Fineliner
Gouache:
- Aquarellskizzenbuch, Zellulose, glatt, aktuell am liebsten beige getönt
- Kleine Transportbox mit 10 + 3 Mulden und Deckel, sodass die Tubenfarben feucht bleiben (oder meine Eiswürfelbox)
- Eine kleine Sprühflasche mit Wasser, um die Farben feucht zu halten
Sowohl die Aquarellpalette als auch die Gouachepalette enthalten bereits die Farben, die ich mitnehmen möchte. Ich nehme weder mein gesamtes Farbarsenal mit, noch nehme ich Farben in Gouachetuben mit. Packe ich für Gouache, nehme ich aber hin und wieder eine Tube Titanweiß mit, weil der Verbrauch hoch ist und ich nicht ohne Weiß dastehen möchte.
Ich brauche (eigentlich) keine Mischpalette, weil ich jeweils die Deckel der Farbbehälter nutze. Ich probiere allerdings im Moment auch eine Metallbox als zusätzliche Mischfläche aus. Mal sehen, ob das bleibt. 🤓
Es ist wichtig auf dem Schirm zu haben, dass Baumwollpapier sehr, sehr langsam trocknet. Ich male zuhause (inzwischen) ausschließlich auf Baumwolle, aber unterwegs ist das schnell nervig. Ein gutes Skizzenbuch mit Aquarellpapier aus Zellulose gefällt mir für den Zweck besser. Mein Skizzenbuch mit 25% Baumwolle gefällt mir auch sehr gut. Mehr zum Thema Papier gibt es in einem eigenen Blogpost.
Darüber hinaus benötige ich etwas drum herum für mich:
- Kleiner (Wander-)Rucksack, damit ich alles auf dem Rücken transportieren kann
- Kunststoffsitzmatte oder Kniekissen aus dem Gartenbedarf (meist male ich im Stehen, aber ab und zu…)
- Später im Jahr auch Sonnenmilch
- Wasser zum Trinken in einer deutlich anderen Flasche als das Malwasser!
- Ein Snack, wenn’s mal länger dauert
- Taschentücher, Handy, … und das übliche Zeug, das sonst in einer Handtasche mitkommt
April ist ein guter Monat zum Anfangen
In einem früheren Beitrag habe ich schon über die Vorzüge von sog. „Art Challenges“ geschrieben. Es sind gemeinschaftliche Events, die einen anspornen bestimmte malerische Ziele zu erreichen. Und im April gibt es #PleinAirpril – „Plein Air“ gepaart mit „April“. 😉
Das ist in unseren Breitengraden eigentlich ein ziemlich guter Zeitpunkt, um mit Plein Air Malerei anzufangen. Es friert nicht mehr und zu heiß ist es auch noch nicht. Regen ist ein Problem. Aber da hilft Daumendrücken und Zeitpunkt passend wählen. Es regnet selten von morgens bis abends. Und wenn alles nicht hilft, dann ist es eben so. 🙂
