
Hallo zusammen, heute gibt es einen Beitrag zum Thema Papier. Warum Papier? Mit Aquarell und Gouache wird eigentlich immer auf Papier gemalt und weil dabei viel Wasser im Spiel ist, ist das eine ziemliche Wissenschaft für sich. Ich beschränke mich auf einen kleinen Einstieg. Weiterführende Links findet ihr unten.
Was kann man überhaupt über Papier sagen?
Papier hat einige Eigenschaften auf die man beim Kauf achten sollte. Darüber hinaus kann aber nichts das Ausprobieren ersetzen. Persönlicher Geschmack, das verwendete Medium und die eigene Maltechnik machen viel aus. Das erklärt auch die manchmal widersprüchlichen Tipps, die man zu bestimmten Marken bekommt.
Material
Wieso Material? Ist nicht Papier das Material? Man kann Papier aus verschiedenen Rohstoffen herstellen. Die zwei großen Unterscheidungen sind hierbei
- Baumwolle (Cotton)
- Zellulose (Cellulose)
Papiere können manchmal auch Mischungen von beiden sein.

Baumwolle vs. Zellulose
Baumwolle besteht zu großen Teilen auch aus Zellulose, was ist also der Unterschied? Wenn man bei Aquarellpapieren von Zellulose spricht, meint man Zellulose aus Holzfasern. Manchmal wird bei Aquarellpapieren sogar einfach von „Papier“ und „Baumwolle“ gesprochen, wobei man mit Papier dann eben die Zellulosepapiere meint. Ich finde letzteres etwas ungenau und unglücklich.
Zellulose ist billiger herzustellen und weniger saugfähig. Baumwolle kann sehr viel Wasser halten und bleibt auch länger feucht. Malt man mit Aquarell, ist dies für einige Techniken unerlässlich. Ich persönlich finde, dass sich Baumwollpapier anders und schöner anfühlt – nicht nur die Handhabung beim Malen, sondern tatsächlich auch das reine Anfassen des trockenen Papiers mit den Händen. 🤗
Echt-Bütten
Darüberhinaus gibt es Echt-Bütten-Papier. Die Herstellung ist anders, sodass man an dem Begriff vor allem die Herstellungsart ablesen kann. Auch Echt-Bütten gibt es aus Baumwolle oder Zellulose.
Gewicht
Um Papiere verschiedener Größen vergleichbar zu machen, wird Papiergewicht in Gramm pro Quadratmeter angegeben (g/m2). Die Abkürzung „gsm“ meint das Gleiche: gram per square meter, sodass die Zahlen direkt vergleichbar sind.
Aquarellpapier sollte 300g/m2 haben. Das ist auch das üblichste Gewicht. Das Wellen des Papiers ist nicht schön, aber noch handhabbar. Papier, das dünner ist, wird schnell unerträglich sobald es nass ist. Es wird allerdings auch billigeres, leichteres Papier als Aquarellpapier verkauft. Insofern lohnt ein Blick aufs Gewicht. Unter 200g/m2 hat man garantiert keine Freude daran. Aquarell-Skizzenbücher liegen häufig zwischen 200g/m2 und 300g/m2.
Alles über 300 g/m2 sieht nochmal wertiger, schöner aus und wellt irgendwann auch gar nicht mehr. Aber alle diese Vorteile und das zusätzliche Material kosten natürlich auch entsprechend Geld.
Zum Vergleich: Druckerpapier liegt häufig bei 80 g/m2, mein Moleskin ART Collection Skizzenbuch bei 165 g/m2.

Struktur
Aquarellpapiere kann man mit verschiedenen Oberflächenstrukturen kaufen. Üblich sind
- Hot pressed / satiniert / grano satinado / grain satiné
- Cold pressed / matt / grano fino / grain fin
- Rough / rau / grano grueso / grain torchon
Die Begrifflichkeiten kommen von der Art, wie das Papier getrocknet wird (nicht gepresst, kalt gepresst, heiß gepresst).
Rough
Ohne Pressung behält das Papier seine vielen Unregelmäßigkeiten, weshalb es „Rough“, also rau ist. Es soll am meisten Wasser aufnehmen können und für gleichmäßige Flächen geeignet sein. Ob das stimmt, weiß ich allerdings nicht. Ich mag die Struktur nicht so gern und habe deshalb bisher keinen einzigen Block gekauft oder genutzt. Vielleicht werde ich noch mal neugierig auf das Papier?
Cold pressed und hot pressed

Links: Hot pressed / satiniert. Rechts Cold pressed / matt.
Kalt gepresstes Papier erhält etwas Struktur, aber gleichmäßiger als die Variante „rau“. Für den „Aquarell-Look“ ist dieses Papier eine gute Wahl. „Hot pressed“ Papier ist die glatteste Variante und eignet sich sehr gut für einen Mix aus Aquarell und Buntstiften bzw. Linern. Diese beiden Varianten mag ich beide sehr gern und nutze auch beide. Für Gouache präferiere ich aber das satinierte Papier, da die Struktur unter den deckenden Farben sowieso verschwindet und die glatte Oberfläche beim Malen von präzisen Kanten und feinen Strukturen sehr angenehm ist.
Leimung
Mit Leimung ist hier nicht die Leimung eines Stapels Bögen in einem Block gemeint, sondern die Leimung des Papiers selbst. Aquarellpapiere sind
- in der Masse geleimt (internal) oder
- oberflächengeleimt (external).
Oberflächengeleimte Papiere verhindern, dass das Pigment tief ins Papier einzieht, sodass man Farbe mit einem sauberen, nassen Pinsel wieder aufnehmen kann. Meine Arches-, Fabriano- und Hahnemühle-Papiere sind alle oberflächengeleimt. Arches und Fabriano sind zusätzlich in der Masse geleimt.
Mixed-Media
Die Mixed-Media Papiere von Clairefontaine z.B. machen keine Angabe zur Leimung und das sollte einen skeptisch machen, wenn man vorhat ein Papier für Aquarell (oder Gouache) zu nutzen. Farbe und Wasser ziehen sofort ein. Da ich auch bei Gouache mit einer sehr wässrigen Schicht anfange, sind Mixed-Media Papiere für mich für Aquarell und Gouache unmöglich zu benutzen. Ich verwende sie allerdings für Buntstifte und Aquarellbuntstifte, die ich trocken auftrage und nur leicht mit Wasser anlöse. Möchte man mit Aquarellmalerei oder Gouache anfangen und shoppt gerade sein Material zusammen, würde ich ausschließlich zu Aquarellpapier raten. Liner, Buntstifte, usw. kann man da je nach Struktur auch gut verwenden.
Preis
Preise für Papier variieren sehr stark. Und während teurer nicht immer besser ist, kann man das für Aquarellpapier aber durchaus als Faustregel anwenden.
Mengenrabatt
Grundsätzlich gibt es Mengenrabatt innerhalb eines Produkts, d.h. größere Bögen sind pro Quadratzentimeter günstiger, Pakete mit 50 Bögen sind pro Bogen billiger als Pakete mit 15 Bögen. Am günstigsten sind Rollen mit quadratmeterweise Papier. Allerdings sind sie relativ günstiger (also pro Quadratzentimeter), und kosten absolut ein kleines Vermögen.

Größen
Ich habe bisher Papier in verschiedenen Größen gekauft. Üblicherweise in der Größe, in der ich es auch verwenden möchte. Da ich inzwischen Papier aber ordentlich, d.h. vor allem gerade schneiden kann, werde ich dazu übergehen neues Papier nur noch sehr großformatig zu kaufen und selbst zu schneiden. Die Rollen sind mir in der Handhabung und Lagerung zu umständlich, sodass ich bei den größten verfügbaren Bögen bleiben werde.
Optik im Ergebnis
Ob man Papier schneidet oder vorsichtig und mit Hilfsmitteln reißt, ist Geschmackssache. Reißt man sein hochwertiges Papier, bekommt es etwas den Look von Echt-Bütten Bögen, die häufig keine geschnittenen Kanten haben, sondern so verkauft werden, wie sie hergestellt wurden.
Rahmt man seine Werke, kann es nützlich sein, einen Blick auf übliche Rahmengrößen zu werfen, sodass man sich da das Leben etwas einfacher macht.
Sollte ich das Papier stretchen?
Vielleicht habt ihr schon einmal davon gehört, dass Künstler ihre Aquarellpapiere stretchen? Da das Papier Wasser aufsaugt, kann es sich wellen. Wie stark hängt vom Gewicht des Papiers ab. Malt man auf 600gms Papier, ist stretchen einfach kein Thema. Aber bei 300gms, dem Standardgewicht, ist das ein Problem – das Wasser oder das Stretchen, wie man’s nimmt.
Idee
Die Idee beim Stretchen ist es, das Papier sehr nass und damit gleichmäßig ausgedehnt, einzuspannen und trocknen zu lassen. Wenn es nun wieder feucht wird, dehnt es sich nicht mehr aus und wellt damit auch nicht.
Praxis
Aber Stretchen macht Arbeit, ist für jeden Bogen notwendig und gar nicht so einfach. Die meisten Methoden, die ich gesehen bzw. ausprobiert habe, beschädigen das Papier am Rand. Der Rand muss also nach dem Stretchen ab. Das hat mich bisher zu sehr geärgert, sodass ich mein Papier nicht stretche.
Aktuell lebe ich also damit, dass in meinem Papier ein Bogen drin ist. Da ich mit überschaubar viel Wasser arbeite, ist auch das Wellen des Papiers nicht so dramatisch. Aquarellpapier, das in vierseitig verleimten Blöcken angeboten wird, reduziert das Wellen des Papiers auch etwas.
Glätten als Alternative?
Demnächst werde ich ausprobieren, wie gut die Glättungstechniken nach dem Malen funktionieren. Wenn ich weiß, wie gut das klappt, ergänze ich meine Erfahrung in diesem Blog.
Gibt es Unterschiede bei Aquarell und Gouache?
Das richtige Papier ist hilfreich für Gouache und absolut entscheidend für Aquarell. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass bei Aquarell das Papier wichtiger für den Erfolg ist, als die Qualität der Farbe. Auch billiges Papier kann schön strukturiert sein, sodass es bei nicht-deckendem Aquarell wunderbar zur Geltung kommt. Aber das Problem an billigem Papier ist der Prozess. Das Malen selbst kann zum Kampf werden und bei Aquarell sieht man das am Ergebnis.
Gouache dagegen ist opaque und verdeckt damit insbesondere die Struktur des Papiers. Für Gouache ist es also vor allem entscheidend, dass die erste Schicht Farbe leicht und nach den eigenen Wünschen vermalbar ist.
Links zum Thema
Eine tolle Quelle für viele (technische) Informationen über Aquarellmalerei ist handprint. Die Seite wird seit 2015 nicht weiter gepflegt und ist englisch. Aber der Autor (Bruce MacEvoy, USA) hat seit er im Jahr 2000 in Rente gegangen ist, eine unfassbare Liebe zum Detail bewiesen und über ca. 15 Jahre eine riesige Datenbank für Informationen geschaffen. Informationen über Hersteller und konkrete Produkte würde ich mit Vorsicht genießen, weil sich in den über 10 Jahren seit er die Seite stillgelegt hat, womöglich doch einiges verändert hat.
Hilfreich finde ich auch den Blog von Hahnemühle, der natürlich Eigenwerbung beinhaltet, aber dennoch einige sehr grundsätzliche Informationen (auf deutsch) bereithält. Zur Papierherstellung und zu Papiereigenschaften finde ich diese Artikel nützlich: