
Hallo zusammen, heute geht’s um Pinsel für Aquarell und Gouache. Es gibt ein paar Dinge, auf die man achten kann, aber im Großen und Ganzen ist das ein relativ einfacher Bereich der Aquarell- und Gouachemalerei. Zumindest kann man es einfach halten.
Was gibt es?
Es gibt viele verschiedene Pinsel für verschiedene Zwecke, wie Öl und Acryl oder Aquarell, aber auch Spezialpinsel für besondere Strukturen. Mit einem Fächerpinsel kann man z.B. ein Grasbüschel in einem Strich malen. Im Gegensatz zu Papier implizieren die vom Hersteller angegebenen Zwecke aber nicht, dass „falsche“ Pinsel nicht dennoch für alles Mögliche nutzbar wären.
Eigenschaften von Pinseln
Verschiedene Pinsel unterscheiden sich in
- Material
- Länge der Haare
- Form
- Größe
Material und Länge der Haare entscheiden zusammen auch darüber wie weich oder hart/borstig ein Pinsel ist.
Material
Hier gibt es viele verschiedene Quellen für Haare, die aber hauptsächlich aufgeteilt werden können in Synthetik und Tierhaare. Letztere haben wohl die etwas besseren Maleigenschaften, benötigen aber mehr Pflege. Ich habe mich grundsätzlich gegen Tierhaarpinsel entschieden, sodass ich hier keine Erfahrung und keinen Vergleich habe.
Auffällig ist, dass viele Hersteller mit Tierhaarimitaten werben und viele Verwender sagen, dass die Synthetikpinsel inzwischen sehr gut mit den Tierhaarpinseln mithalten können. Ich bin sehr zufrieden mit meinen Synthetikpinseln.
Länge der Haare
Hier unterscheiden sich häufig auch die Pinsel für Aquarell und Gouache von den Pinseln für Öl und Acryl. Allgemein kann man sagen, je fester das Malmaterial, desto steifer bzw. kürzer die Haare. Aquarell und Gouache werden im Allgemeinen flüssiger verwendet als Öl und Acryl, sodass die langen Haare hier mehr Wasser halten. Die Striche können mit weichen, langhaarigen Pinseln auch flacher und gleichmäßiger geführt werden, sodass man im Ergebnis die Pinselstruktur nicht mehr sieht.
Form
Es gibt sehr viele Formen für Pinsel und gute YouTube Videos, wo Menschen verschiedene Striche mit den verschiedenen Formen machen, sodass man alles im Vergleich einmal anschauen kann. Mir gefällt das Video von Sarah Burns, da sie sich auf Pinsel für Aquarell und Gouache fokussiert.

Größe
Insbesondere bei Aquarellpinseln (die ich auch für Gouache nutze), ist die Größe zusammen mit der Form entscheidend für die mögliche Wassermenge, die der Pinsel aufnehmen kann. Verwaschpinsel sind eher groß und bauchig und dafür designt viel Wasser aufzunehmen und große Flächen gleichmäßig einzufärben. Ein „einfacher“ Rundpinsel des gleichen Durchmessers hält weniger Wasser und Pigment.
Kauft man Pinsel online, ist es wichtig zu wissen, dass die Nummern für die Pinselgröße keinem Standard folgen und deshalb weder vergleichbar sind noch sonst irgendwie verlässliche Maße angeben, wenn man die Marke und Pinselreihe nicht bereits genau kennt. Die meisten Hersteller stellen die Maße der Pinsel aber in Tabellen für die einzelnen Pinselnummern bereit. Immerhin einheitlich ist, je größer die Nummer, desto größer der Pinsel.
Meine Herangehensweise
Ich versuche es möglichst einfach zu halten. Wenige, eher gute, weiche Pinsel, keine Spezialpinsel. Jeder Pinsel muss gelernt werden – nicht nur die Art des Pinsels, sondern auch genau der konkrete Pinsel.
Große Pinsel, große Fortschritte
Eine große und wichtige Erkenntnis war für mich, dass ich in der Anfangszeit mit zu kleinen Pinseln gearbeitet habe. Man kann besser mit einem zu großen, als einem zu kleinen Pinsel malen.
Details und Streifen
Ein kleiner Pinsel lässt große Flächen sehr leicht streifig aussehen. Eigentlich ist es sogar schwer vermeidbar. Und ein kleiner Pinsel verleitet zu Details. So malt man schnell kleine Details ins Bild, bevor die Gesamtkomposition überhaupt die richtige Stimmung, die richtigen Farben hat.
Licht und Farben
Außerdem verpasst man die Chance, die ein großer Pinsel einem schnell aufzwingt – nämlich das „richtige“ Gucken. Wenn ich eine Szene beobachte (Foto oder real), muss ich die großen Formen, generelle Verteilung von Licht und Schatten bewerten und analysieren. Mit einem sehr großen Pinsel werden alle Farbaufträge dann auch erstmal groß. Es geht also weniger um Linien und Kleinkram.
Fokus
Insgesamt finde ich, dass ein vielleicht sogar zu großer Pinsel den Fokus auf die wichtigen und richtigen Dinge lenkt. Er hilft den Fokus für die wichtigste Phase der Bilderstellung richtig zu setzen. Und ist die Szene erstmal richtig „hingekleckst“, kommen die Details mit einem sehr kleinen Pinsel nur noch an wichtige Stellen, die etwas mehr Definition benötigen.
Welche und wie viele Pinsel nutze ich?
Ich brauche etwas, das weiche, runde Formen kann und etwas, das glatte, scharfe Kanten kann. Man kann beides mit den gleichen Pinseln erreichen, aber mit einem Set runder und einem Set flacher Pinsel ist es am einfachsten.
Die Pinselgrößen sind relativ zur Motivgröße. Für ein 40x60cm Bild ist ein „großer“ Pinsel etwas anderes, als für meine aktuell meist ca. A5 großen Formate. Meistens nutze ich die folgenden Pinsel für Aquarell und Gouache:
- einen französischen Verwaschpinsel (rund, bauchig, groß, ca. 1cm, ausschließlich für Aquarell)
- einen mittelgroßen, weichen, runden Pinsel (ca. 0,7cm)
- einen Schlepper für Details (auch Schreibpinsel, ca. 0,15cm)
- einen großen Flachpinsel mit eher langen Haaren (ca. 1,6cm)
- einen mittelgroßen Flachpinsel mit eher langen Haaren (ca. 1,2cm)

Tipps
Qualität
Schlechte, billige Pinsel neigen dazu ihre Haare zu verlieren. Das ist besonders ärgerlich, da sie das natürlich auch während des Malens tun und man die Haare häufig nicht ohne sichtbare Spuren im Bild entfernen kann.
Zu billige Pinsel neigen auch dazu keine saubere Form zu haben. Bei einem Flachpinsel sind die Haare nicht wirklich alle gleich lang. Bei einem Rundpinsel erhält man keine saubere, dünne Spitze. Gute Pinsel sind in dieser Hinsicht perfekt.
Vorsicht
- Pinsel sollten niemals im Wasser stehen gelassen werden! Die Haare nutzen sich ab und werden irreparabel krumm.
- Pinsel sollten waagerecht trocknen! Stellt man sie nass in ein Glas, läuft das noch im Pinsel vorhandene Wasser hoch in den Stiel und die Klemme um die Haare kann aufbrechen.
- Pinsel sollten niemals heiß ausgespült werden! Heißes Wasser löst den Kleber und der Pinsel beginnt seine Haare zu verlieren.
- Pinsel müssen ausgespült werden! Sie sollten hin und wieder mit Pinselseife ausgewaschen werden, aber nicht mit herkömmlicher Seife. Nutzt man Gouache, ist das Ausspülen notwendig, um den Pinsel geschmeidig zu halten. Bei Aquarell spüle ich die Pinsel nur alle 2, 3 Tage unter frischem, kalten, fließenden Wasser aus. Dazwischen reicht das kurze Ausspülen im „sauberen“ Malwassertopf.
- Gute Pinsel sollte man nicht für Maskierflüssigkeit nutzen! Maskierflüssigkeit ruiniert den Pinsel sehr schnell. Etwas ganz Billiges nur für den Zweck bietet sich da besser an.
- Nicht den Pinsel zwischen den Lippen formen! Das funktioniert zwar gut, aber viele Farben sind toxisch und auch in einem sauberen Pinsel noch etwas vorhanden.