
Hallo zusammen, heute geht’s um Fotovorlagen und wie ich daraus oder damit meine Motive finde. Grundsätzlich ist natürlich auch das Malen von echten Objekten und Personen, real und 3D, sehr empfehlenswert, aber dazu gibt es einen eigenen Artikel (Link folgt, wenn der Beitrag geschrieben ist).
Manchmal regnet es durchgehend, manchmal hat man keine Lust die Dinge zu malen, die einen umgeben und manchmal sind die Motive, die man gern malen möchte zu gefährlich oder einfach nicht machbar: Blick nach unten von einer Klippe, ausbrechende Vulkane, Nottuln von der Autobahn, nah dran an einem Löwen, überhaupt mal ein Fuchs, hibbelige Eichhörnchen 🐿️ und Kinder, eigentlich alles was lebt und nicht bewusst Modell sitzt, usw. Es gibt so viele tolle Motive und viele, gute Gründe sie von Fotos zu malen.
Brauche ich überhaupt Vorlagen?
Ohne Vorlagen malen
Mit der Übung kann man einiges aus dem Kopf malen, am Anfang aber erstaunlich wenig… Schon mal versucht eine Kuh zu malen? Sieht sie aus wie ein Alien mit fragwürdigen Beinen und Gelenken? Wir haben alle eine Kuh vor Augen, aber eben nicht wirklich vor Augen. Wir können sie nur erkennen, wenn wir sie sehen, aber eben nicht so gut visualisieren, dass wir sie malen könnten. Eigentlich sind viele Dinge in unserer visuellen Vorstellung ziemlich wischi-waschi.
Realität…
Das visuelle Vorstellungsvermögen zu schulen ist enorm wichtig. Und dafür brauchen wir eine „ground truth“, eine Basis, die real und „richtig“ ist. Es ist nicht nur erlaubt von Vorlagen zu malen, sondern absolut notwendig. Das gilt natürlich nicht für abstrakte Motive. In diesem Beitrag geht’s aber immer um gegenständliche Kunst. Dinge, Landschaft, Lebewesen, die man als solche erkennen soll.
…aber nicht zu viel
Gleichzeitig finde ich es sehr unattraktiv ein menschlicher Drucker zu sein. Ich möchte nicht Vorlagen genau kopieren. Und ich möchte auch keinen Fotorealismus erreichen. Wer Fotorealismus will, soll ein Foto machen. Ich möchte mir Freiheiten nehmen. Und deshalb lege ich auch ab einer guten Basis meines Bildes die Vorlage beiseite, bis ich nochmal das eine oder andere Detail nachschauen möchte. Fotovorlagen sollen vor allem bei Licht und Geometrie helfen.
Quellen für Fotos
Die möglichen Quellen unterscheiden sich vor allem nach Zweck und Urheberrechten. Links findet ihr ganz unten.
Vorlagen für Künstler
Woher bekommt man also gute Fotos? Malt man Menschen, dann gibt es einige Künstler, die selbst haufenweise Fotovorlagen (reference photos) von Menschen (meist sich selbst) in verschiedenen Posen und in Interaktion mit anderen, anbieten. Mit dem Kauf oder Abo erwirbt man neben den Fotos auch das Recht eigene Bilder mithilfe dieser Vorlagen zu erstellen und diese auch veröffentlichen und verkaufen zu dürfen.
Auch für andere Themen, wie z.B. Landschaften gibt es diese speziell an Künstler gerichteten Quellen. Da meine Landschaften aber vor allem das Münsterland darstellen sollen, mache ich die Fotos lieber selbst und erkunde dabei auch die Region in der ich lebe. Habe ich Lust auf spannende Canyons, alpine Szenen oder Meer, wird es hier natürlich schwierig und die angebotenen Fotos sind sehr hilfreich.
Stockfotos
Darüber hinaus gibt es große Stockfotoanbieter. Sie werden auch von Werbeagenturen und Journalisten genutzt. Auch hier kauft man Bilder oder hat Zugriff per Abo. Und auch hier dürfen die Fotos kommerziell genutzt werden. Es gibt aber auch Anbieter, die gemeinfreie Bilder anbieten. D.h. der Urheber hat erlaubt, die Bilder unentgeltlich, kommerziell zu verwenden. Die jeweilige Lizenz sollte man sich aber selbst genau durchlesen, um zu wissen, was erlaubt ist und was nicht.
Eigene Fotos
Am besten macht man selbst Fotos, wo das möglich ist. Nicht nur, dass man sich über Bildrechte gar keine Gedanken machen braucht. Man erinnert sich häufig an die Situation oder den Tag (Wanderung, Zoobesuch, …). Nutzt man die Vorlage kurz nach dem Fotografieren, ist das sogar noch eher der Fall. Der Vorteil ist, dass man das Gefühl und die Atmosphäre der Situation besser vor Augen hat. Dazu gehören Hitzetage, aber auch Aufregung, Unruhe oder einfach die Umgebung, die nicht auf dem Foto ist.

Wie und was suche ich?
Haben wir nicht gerade über die Quellen gesprochen? Klar, dort wird man fündig und da gibt’s genug! Das beantwortet aber nur die Frage „Wo finde ich Bilder?“, nicht wie suche und finde ich ein Motiv. Und was soll mein Motiv überhaupt sein? Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten. Für mich ist die eigentliche Schwierigkeit nicht etwas zu finden, sondern die Suche auf das einzugrenzen, das ich tatsächlich malen möchte und auch über Stunden und Tage des Malens interessant bleibt. Hat man die Fotos selbst gemacht, ist die Auswahl kleiner. Trotzdem muss man auswählen.
Einschränkungen vor der Suche überlegen
Ich finde es hilfreich das Motiv bereits sehr stark einzuschränken, bevor ich überhaupt anfange zu suchen. Gerade weil man so viel finden kann, kann ich mich ewig lange damit aufhalten und von einem Gedanken zum nächsten springen. Mich festzulegen, bevor ich Fotos gesehen habe, ist einfacher.
Format
Wie groß wird das Bild? Welches Format? Rechteckig breit oder hoch? Quadratisch? Rund?
Dominierende Farbe
Auf welche Farbe habe ich Lust? Soll der Hintergrund schwarz werden? Oder soll alles hell und warm werden? Hab ich Lust auf Pink? Oder auf Dunkelblau?
Kategorie
Was möchte ich malen? Eine Landschaft? Einen Himmel? Ein Portrait? Ein Ding? Ein Tier? Ein Gebäude? Ein Baum? Eine Szene? Mit oder ohne Hintergrund? Hier geht es um die große, grobe Kategorie des Bildes. Was will ich malen, ohne es zu beschreiben? Wie könnte ich es in einem Wort ausdrücken?
Wo stehe ich jetzt?
Nachdem ich die obigen drei Dinge (Format, Farbe, Kategorie) festgelegt habe, habe ich häufig schon eine Idee, die sich aufdrängt.
Habe ich Lust auf ein rundes Bild mit viel Gelb, liegt bereits eine Blume nahe. Wenn ich jetzt noch beschließe den Hintergrund Dunkelblau zu machen, damit das Gelb richtig heraussticht, weiß ich nun wonach ich suchen muss. Ich brauche eine Vorlage, für eine leuchtend gelbe Blume mit interessanten Blüten, die nicht schwarz in der Mitte ist.
Habe ich Lust auf ein rechteckiges Hochkantformat und Goldbraun, fällt mir sofort ein Baum im Herbst ein. Eine Landschaft also oder nur der Baum. Oder ich denke an mediterrane Gebäude im Schatten. Also eine Straßenszene? Ich schaue die Straße entlang, der Himmel leuchtet hell und die Straße ist im Schatten.
Suche nach einem Motiv
Ich suche an diesem Punkt also ein Motiv, das bereits sehr konkret in meinem Kopf entstanden ist. Jetzt brauche ich Vorlagen, die mir bei Licht und Geometrie helfen. Bei der Suche stolpere ich vielleicht noch über den ein oder anderen Aspekt, an den ich nicht selbst gedacht habe. In der Straßenszene könnte ich ein Foto mit tollen Sonnenschirmen auf einer Straßenseite finden oder ein Haus, bei dem Wäsche aus dem Fenster hängt. Hier kann ich Ideen für lebendige Kleinigkeiten im Bild sammeln. Selbst wenn das Foto mit den Schirmen oder der Wäsche insgesamt nicht als Vorlage taugt, so habe ich Beispiele für diese Details.
Nur Fotos, keine Kunst
Eine wichtige Entscheidung, die ich ganz grundsätzlich für mich getroffen habe, ist keine Kunst als Vorlage zu nehmen. Dazu gehören auch Fotos, die selbst ein Kunstwerk sind. Die Gefahr die Vorlage zu kopieren ist zu groß. Die Ideen, die der Künstler der Vorlage hatte, schränken meine eigenen Ideen sofort ein. Die Vereinfachungen und Sichtweise des Künstlers haben die Möglichkeiten meiner eigenen Interpretation reduziert. Ich habe auch wesentlich weniger Informationen als der Künstler der Vorlage. Mein Spielraum ist kleiner. Fotos zwingen uns eigene Entscheidungen zu Vereinfachungen, Stil und Farben zu treffen. Es wird das eigene Bild. Es ist einfacher eigene Ideen zu haben, wenn sie nicht gegen andere Ideen entstehen müssen.
Davon ausgenommen sind natürlich sogenannte „Master Studies“. Aber das ist ein ganz anderes Thema.
Mehrere Bilder recherchieren
Ich sammle meist mehrere Bilder für eine Idee. Zum einen Beispiele in der Gesamtkomposition, zum anderen Bilder, die vielleicht nicht genau zeigen, was ich suche, aber tolles Licht haben, das ich gut und einfach übertragen kann. Oder die bereits oben erwähnten Details. Aus den gefundenen Fotos, Ideen und Details, wird so mein Bild. Denn die Kombination gibt es nur bei mir. Sie entspringt meiner Vorstellungskraft und ist meine Idee.


Eigene Fotos
Noch ein Hoch auf eigene Fotos. Eigene Bilder haben den Reiz, dass ich für das gleiche Motiv häufig die Perspektive ändern kann. Ich bekomme also aus der Menge meiner Fotos eine bessere Vorstellung der Szene in 3D. Und das ist hilfreich, weil mir dieses Verständnis hilft den 3D Eindruck in 2D zu malen. Insbesondere wenn ich Dinge weglasse oder hinzuerfinde. In meinem Kopf muss ich sie in der Szene platzieren oder Ersatz an der Stelle erfinden für das was ich weglasse. Manche Vereinfachungen machen das Bild lesbarer, andere machen es „falsch“, indem z.B. zusammengehörende Objekte nicht mehr richtig zusammen wirken.
Und wenn ich keine Idee habe?
Wenn es mal gar nicht weiter geht, gibt es mehrere Möglichkeiten. Für mich funktionieren folgende Ansätze ganz gut.
Eine Fotosammlung mit einem guten Algorithmus, der zu einem Bild viele weitere ähnliche Bilder zeigt und so Stück für Stück ein klareres Bild dessen zeichnet, was mich gerade bewegt. Die Sammlung bedient sich querbeet aus dem Netz und die Bilder unterliegen dem Urheberrecht. Sie sind also Inspiration, nicht Vorlage!
Eigene Fotosammlung
Ich vergesse leicht, was ich alles Tolles schon fotografiert habe. In der eigenen Fotosammlung finde ich eigentlich immer etwas.
Eigene Screenshots
Ich mache Bildschirmfotos von allem, was mich interessiert, mir ins Auge springt oder an das ich mich erinnern möchte. Das sind eher grundsätzliche Ideen, als direkt nutzbare Vorlagen. Darin zu schauen, ist aber immer hilfreich.
Andere Künstler
Ich habe Kunstbücher ohne Ende. Vor allem viele „The art of“ Bücher aktueller Künstler und Illustratoren. Jedes Einzelne habe ich gekauft, weil mich etwas an der Kunst anzieht und das ist häufig ein guter Startschuss für eigene Ideen.

Unbewusste Ideen
Wenn nichts geht, geht kritzeln. Am besten auf billigem Druckerpapier, alten Rechnungen und Umschlägen und mit einem Kugelschreiber. Das befreit von allen Zwängen und jeglichem Druck. Und sind Druck und Zwänge weg, kommen die Ideen von allein. Meist werden es dann Blumen. Manchmal aber auch eine gute Idee, die ich später wieder aufnehme und „richtig“ male. Das Kritzeln geht natürlich auch in einem Skizzenbuch, sofern das keine Hemmungen auslöst, weil es toll oder teuer ist.
Nicht zu lang suchen
Etwas, das ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen muss: Nicht nur gucken, sondern machen! Wenn ich eine gute Idee gefunden habe, lege ich die Suche beiseite. Ich versuche diese Idee direkt anzugehen. Tue ich das nicht, laufe ich Gefahr in zu vielen tollen Ideen zu ertrinken und dann müde vom Entscheiden zu werden.
Links
Unbedingt die Bedingungen für die Verwendung lesen!
Fotovorlagen für Künstler
- Patreon Sarah Burns (Landschaften)
- Noah und Rachel Bradley (Landschaften und Menschen)
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- line-of-action (Viele Themen, aber nur private Studienvorlagen, keine kommerzielle Nutzung)
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Stockfotos
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- Pixabay – nicht empfehlenswert (Deutsches Unternehmen, aber leider mit anonymen Nutzern/Fotografen, die die Urheberschaft „ihrer“ Fotos nicht nachweisen müssen, sodass die Einhaltung von Urheberrechten nicht sichergestellt ist. Der Verwender der Fotos (also ich) hat keine Chance Rechte zu klären und Abmahnungen sicher zu verhindern.)