
Hallo zusammen, heute möchte ich meine Erkenntnisse zur Verwendung von Aquarell-Buntstiften teilen.
Was sind Aquarell-Buntstifte?
Aquarellfarbe ist ganz grundsätzlich erstmal Pigment mit einem Bindemittel, sodass das Pigment mit Wasser vermalt werden kann und nach dem Trocknen auf Papier haftet. Mehr dazu in einem eigenen Blogpost. Aquarell-Buntstifte enthalten einfach trockene Aquarellfarbe in Stiftform.
Wie verwende ich Aquarell-Buntstifte?
Es gibt viele Möglichkeiten sein Malwerkzeug zu verwenden, sodass die nächsten Punkte nur die naheliegenden und häufig beworbenen Varianten beschreibt. Alles was geht, ist erlaubt. ☺️
Trocken auf trockenem Papier, mit Wasser vermalen
Da die Farbe in Stiftform verkauft wird, ist dies die naheliegendste Variante. So habe ich auch angefangen – und wäre dabei geblieben, wenn mir andere Techniken nicht besser gefallen würden.
Die Stifte werden wie Buntstifte verwendet: Ein Objekt gezeichnet und coloriert, ggf. Farben gemischt durch übereinander malen. Je glatter die Oberfläche des Papiers, desto einfacher ist dieser Schritt und der nächste. Mit einem Aquarellpinsel werden die Pigmente auf dem (Aquarell-)Papier aktiviert und die Zeichnung erhält den „Aquarell-Look“.

Trocken auf feuchtem Papier, ggf. vermalen
Bei diesem Ansatz wird erst das Aquarellpapier angefeuchtet und dann darauf mit dem Stift gezeichnet. Da der Stift so sofort mit Wasser in Berührung kommt, löst sich viel Pigment und der Strich wird sehr intensiv. Die Pigment schwimmen allerdings direkt in dem befeuchteten Gebiet herum. Der gemachte Strich verschwimmt also sofort. Hier sehe ich aber einige Nachteile, weshalb ich diese Technik nicht gern nutze.
Der Strich verschwimmt, aber nicht vollständig. Die Linien bzw. das Pigment bleibt teilweise liegen. Ich müsste zu dem Wasser also über einen Pinsel noch mehr Wasser geben und die Striche dann vermalen. Außer natürlich ich wollte genau diesen Effekt. Die Effekte, die dieser Ansatz schafft, sind durchaus interessant. Aber für mich eben auch nur als Effekt, nicht als Ansatz für ein ganzes Bild.
Feucht auf trockenem Papier, ggf. vermalen
Man kann auch das Papier trocken lassen, aber den Stift in eine kleine Pfütze Wasser halten. Wie im vorherigen Ansatz wird die Farbe sofort stark angelöst und es wird viel Pigment auf dem Papier verteilt. Die Handhabung entspricht dabei einem Stift. Die Pigmente schwimmen nicht weg, sondern bleiben genau dort, wo ich sie hinzeichne.
Ich erhalte deutlich sichtbare Striche. Da bisher kein bzw. minimal wenig Wasser auf dem Papier ist, kann ich das Pigment mit einem feuchten Pinsel gut verteilen. Es klebt nicht so sehr am Papier wie ein trockener Strich. Auf diese Weise kann ich Flächen colorieren. Für große Flächen würde ich die Stifte allerdings nicht auf diese Weise nutzen.
Pigment lösen und wie „übliche“ Aquarellfarbe nutzen
Man kann die Stiftspitzen durch Anspitzen oder mit einem kleinen Messer loskratzen und die Farbkrümel mit Wasser auf einer Palette anmischen. Die Verwendung entspricht dann der üblichen Verwendung von Aquarellfarben. Hier ist allerdings einiges an Farbe mit wenig Wasser nötig, um einen ähnlich intensiven Strich machen zu können, wie man es von Näpfchen oder Tuben kennt. Es geht, aber ehrlicherweise lohnt sich dieser Weg nicht.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu trockener Aquarellfarbe im Näpfchen
Wasser
Aquarellfarbe aus Näpfchen oder Tuben wird üblicherweise mit vergleichsweise viel Wasser über einen Aquarellpinsel aufgesogen und dann feucht auf dem Papier verteilt. Da die Pigmente bereits aufgeschwemmt in den Pinsel gelangen und dann erst aufs Papier, wird das Ergebnis leicht gleichmäßig. Verwendet man die Stifte trocken kann es passieren, dass auch nach dem Vermalen mit einem nassen Pinsel die ursprünglichen Striche zu sehen sind. Entweder weil durch viel Druck Rillen im Papier entstanden sind oder aber weil das Papier bereits sehr strukturiert ist und „Mulden“ bildet. In diesen Vertiefungen bleiben trocken aufgetragene Pigmente liegen, wenn sie nicht mit viel Wasser zum Schwimmen gebracht werden. Viel Wasser verdünnt wiederum stark und wenn es schlecht läuft, schwimmen die verschiedenen Farbbereiche ineinander. Man muss also schon beim Colorieren darauf achten viel Pigment zu nutzen, nicht zu fest zu drücken und die Striche in einer Richtung ausführen, die ggf. übrig bleiben kann und das Motiv unterstützt und nicht stört.
Mischen
Ich finde das Mischen mit den Stiften schwieriger als mit üblichen Näpfchen oder Tuben. Für mich ist das gemischte Ergebnis mit den Stiften eher eine Überraschung. Im Gegensatz zur üblichen Aquarellfarbe kann ich diese Stifte allerdings in so vielen verschiedenen Farben kaufen, dass ich tatsächlich einfach gar nicht oder nur in Übergängen mische. Letzteres allerdings recht häufig. Es ist, wie so oft, eine Sache der Gewohnheit. Jedes Werkzeug muss durch Verwendung kennengelernt werden.
Schichten
Arbeiten in mehreren Schichten finde ich hiermit überraschend schwierig. Dadurch, dass ich trocken aufgetragendes Pigment aufschwemmen muss und dafür einiges an Wasser und Pinselbewegung benötige, löse ich leicht tiefer liegende Schichten der wasserlöslichen Farbe wieder an. Wie leicht das geht hängt auch vom Pigment ab, aber insgesamt geht es für meinen Geschmack zu leicht, sodass schnell helle Flecken entstehen an denen mein Pinsel zu viel Pigment vom Papier aufsaugt.
Fazit
Insgesamt passiert es bei Aquarellstiften leichter, dass das Ergebnis streifig wird. Es ist vermeidbar, aber schwieriger als mit konventionellen Aquarellfarben. Daher nutze ich die Stifte nicht für große Bilder oder große Flächen.
Wofür ich die Stifte allerdings unglaublich gern nutze, sind kleine, intensive Motive, die ich auch unterwegs gut erstellen kann. Ich nutze dafür die oben beschriebene Technik des Eintauchens der Stifte in etwas Wasser. Auf diese Weise verteile ich sehr viel Pigment mit hoher Genauigkeit und benötige gleichzeitig sehr wenig Wasser, was unterwegs sehr praktisch ist und bei Skizzenbüchern das Wellen des Papiers verhindert, auch wenn diese nicht aus Aquarellpapier bestehen.
